Freitag, 19. Dezember 2014

Ponte City: Urbane Träume aus Johannesburg

Wie der Eiffelturm das Wahrzeichen von Paris, so ist Ponte City - ein Hochhaus mit 56 Stockwerken und 255 Appartments - das Wahrzeichen von Johannesburg. Die Geschichte des Ponte spiegelt auch einen Teil der Geschichte Südafrikas: 1975 als Appartmenthochhaus für die weiße Mittelschicht erbaut, wurde es nach der Apartheid von afrikanischen Migranten genutzt. Der anschließende Niedergang des Gebäudes aufgrund von Drogenmissbrauch, Prostitution und organisiertem Verbrechen und schließlich der Neubeginn - gaben Anlass zu zahlreichen Labels und bildeten eine Basis der von vielen Weißen bereits liebgewonnenen Vorstellungen über ein kriminelles Südafrika nach der Apartheid.
Portätfotos von Mietern des Ponte von Mikhael Subotzky/Patrick Waterhouse
"Zimmer frei in der Hölle" (Süddeutschen Zeitung) oder "Im  bösesten Hochhaus der Welt" (Die Welt), aber auch der Wandel von Ponte nimmt immer Bezug auf die kriminelle Phase seiner Geschichte. Erstaunlich, wie sehr Verbrechen thematisiert werden, wenn sie nur fassbar in einem einzigen Gebäude versammelt sind, während die Verbrechen einer ganzen Ära wie der Apartheid weit weniger medienträchtig zu sein scheinen.

Montag, 8. Dezember 2014

Elend in Pink - Kriegsbilder aus dem Kongo als 'ekstatische Wahrheit'

Man stelle sich einmal vor, ein afrikanischer Videokünstler wäre in den Bürgerkrieg Jugoslawiens gezogen, um dort viel aus fahrenden Autos heraus wirres Kriegsgeschehen, Tote und  verzweifelte Menschen in überfüllten Flüchtlingscamps oder Massengräber und sterbende Kinder abzufilmen. Und er hätte diese Szenarien in Infrarot gefilmt und die Vegetation wäre nicht mehr grün, sondern pink und damit neben allem Elend auch ein prächtiger Farbstreifen, eben Kunst. Und damit wäre er dann auf eine der renommiertesten Biennalen Afrikas eingeladen worden und hätte nach dieser Schau obendrauf von einem großen Finanzdienstleister einen Fotopreis erhalten. Das wäre dann das Europabild der Afrikaner oder zumindest ihrer Eliten, eben jenen, die solche Biennalen in Afrika besuchen.
Foto von Richard Mosse aus der Ausstellung "The Enclave"