Dienstag, 10. Juli 2012

Ist politische Kunst möglich? (5)

Goddy Leye: "We are the World" - eine amoralische Anklage


Inmitten eines Stilllebens aus Früchten liegt der Künstler Goddy Leye auf einer Decke mit kindlichen  Motiven von Sonne, Mond und Sternen. Dilettantisch und sichtlich nicht darum bemüht, das Lied korrekt wieder zu geben, singt er den berühmten Song "We are the World", der es damals auf Platz 1 der Charts schaffte und den Grammy von 1985 gewann. Die in diesem Jahr von Harry Bellafonte ins Leben gerufene Aktion "USA for Africa"  - (USA steht hier für United Support of Artists) - versammelte amerikanische Popgrößen vor's Mikro, von denen jeder eine Zeile des schlichten Schlagers sang, um Geld für die Hungeropfer in Äthiopien zu sammeln. Schlicht ist das Lied vor allem in seiner eindeutig christlichen Ausrichtung und rückt durch den Refrain "We are the World" das neokoloniale Weltbild ganz unmerklich ins Zentrum.